Ziz erhebt die Stimme zur Klage. Dem Zentrum des Schmerzes entspringt ein süßer Ton, ebenso gebrochen wie heilig. Der Name des Opfers raunt vom ausweglosen Himmel hinab. Die letzte schwarze Strandammer liegt im Sterben.
Alter Freund
Orange Band
wie sie dich nannten
Kleiner Herr der Einsamkeit
deine Reise ist vorbei
Allein wie du warst
verstehst du die Tränen des Himmels
besser als jeder andere
Und du, Menschenkind, täuscht dich dein trüber Blick?
Kannst du nicht unterscheiden zwischen einer roten Wüste
und einer Handvoll trockenem Staub?
Erkennst du nicht die Angst
die zwischen den fermentierten Bäumen
und euren stählernen Schrecknissen oszilliert?
Wart ihr es nicht
die sie vergifteten und ihnen ihre Heimat nahmen?
Wahrlich, hier stirbt es sich
Ja, das öde Land sehnt sich nach einer Flut
Sieh hier, der Mann mit fahler Haut
hinter dem das Pack einen Zirkel beschreibt
Ist er nicht schwer, der Hunger,
der sich durch seine Seele frisst?
Und dort, die Stadt im fiebrigen Wahn
Ganze Straßenzüge in blinder Raserei
Purpurne Wolken, grelle Hysterie
Dort schieben sie sich voran
den eigenen Stern fest in den Blick gefasst
Der eigene Stern, der matt ist und sehr erschöpft
Ihr hintergingt uns, als ihr den Geruch von feuchter Erde vergaßt
Uns, die wir zu euch und zu den Gräsern singen
Euer schwarzer Kokon wuchert schon lange
im inneren des Elfenbeinturms
Eure Landschaften voller Gräber
sind der obszöne Tumor dieser Welt
Glaubt ihr, ihr versteht den Schmerz, der den Tod begleitet?
Ehrlicher Schmerz wurzelt weder im Körper
noch in der Atmosphäre oder einem Aspekt des Geistes
Nein, ehrlicher Schmerz ist wie ein stiller Brunnen
Er ist ein trostloses Flimmern
wie ihr es in seinen unschuldigen Augen sehen könnt
in seinem erschöpften Gefieder
Alter Freund, Orange Band
Mit welchem Recht gaben sie dir diesen Namen?
Vom finsteren Ende der Brise her
vernahm niemand deinen Schrei nach Wärme
mit flammender Zunge in die Nacht graviert
Sing nun ein letztes mal
mit deiner Stimme aus Zimt und Lorbeer
Du bist es, zartes Geschöpf der Luft
dessen Blut die unersättliche Leere nährt
Alles zerbricht in der Dunkelheit
Ach, mein Bruder
dein kleines Herz wird schwer
Ist sie nicht reizend, die Abendluft?
Nun zur Dämmerung erhebt sich die Symphonie der Vergangenheit
Sieh, die Meise setzt sich nieder
Auch sie ist erschöpft, ja
Der fremde Rhythmus lastet schwer auf ihren schmalen Schultern
Kaum noch erkennt sie ihren eigenen Ruf
Ich forschte nach Worten, nach dem Ausdruck
um deinem Alpdruck gerecht zu werden
Doch was ich fand
ruhend im blauen Tau,
in den tauben Körpern winziger Wassertiere
und in den Pollen der Lilien
die das Tanzen aufgaben
um in grotesken Posen
ihren Körper im Dunst zu begraben
Was ich fand lehrte mir
dass uns nur eins bleibt:
das Schweigen
Kleiner Freund, du zitterst ja
Es tut mir Leid
Ich kann nichts für dich tun
als deine Tränen zu teilen
Kind des Windes
Deine silbrigen Tränen
Deine besinnungslose Reinheit
Ich wache über dich, armes Wesen
nun, da sich der Schleier über dir hinabsenkt
Ist dir kalt, alter Freund?
Schäme dich nicht
Auf der Schwelle zu den dunklen Wässern
wird niemand dein Schluchzen verhöhnen
Lass deinen kleinen schwachen Leib zurück, alter Freund
Nun liegt kein Schmerz mehr in deiner Stimme
Es ist Wehmut die in deinem Röcheln liegt
Verlass mich nun, mein Freund
Lass diesen bedauernswerten Ort zurück
Ich selbst, vergessen, werde weiter singen
Für deine tausend matten Brüder
Leb‘ wohl, kleiner Freund
Nun ist dein kleiner Körper
Mit Asche bedeckt